Schließung oder Nicht-Schließung der Friseursalons

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Schließung oder Nicht-Schließung der Friseursalons – eine Frage welche mittlerweile die ganze Nation bewegt.

Sie bewegt, sie polarisiert, sie spaltet, wird vielseitig befürwortet und wiederum stößt sie auch auf Unverständnis und Widerstand. Eine Frage, bei der es am Ende NUR Verlierer gibt.

Was wir bisher wissen:

  • Coronavirus COVID-19 wird als Pandemie eingestuft.
  • Derzeit gibt es trotz der Fortschritte keine optimalen Behandlungsmaßnahmen oder Impfungsmöglichkeiten.
  • Nach Expertenmeinungen werden wir auch über die nächsten Monate hinaus mit diesem Virus unsere Kämpfe austragen. Sowohl aus gesundheitlichen Aspekten wie auch durch die wirtschaftlichen Folgen.
  • Der Großteil der Bevölkerung wird sich in den kommenden Monaten mit dem Virus infizieren. Dass werden wir kaum verhindern können. Es kann uns überall und jederzeit erwischen.
  • Rund 80 % der infizierten haben kaum oder sogar gar keine Symptome.
  • Aber für die restlichen 20 % besteht Behandlungsbedarf bis hin zu intensivmedizinischen Maßnahmen.
  • Derzeit liegt die Todesrate bei unter 5 % und trifft besonders „ältere“ Personen sowie Risikopatienten mit entsprechenden Vorerkrankungen.
  • Johns Hopkins University Stand  18.03.2020  3.33 Uhr
    • 214.894 infizierte weltweit
    • 12.327 infizierte in Deutschland
  • Ohne Eindämmung wird es Deutschland nach Meinung der Experten in den kommenden Wochen und Monaten Millionen Neuinfizierungen geben.
  • Bei dem daraus resultierenden Behandlungsbedarf wäre unser Gesundheitssystem restlos überlastet und die Versorgung der Bevölkerung gefährdet.
  • Wenn wir den Infektionszuwachs nicht zeitlich strecken können, werden wir katastrophale Zustände erleben.

Was wird dagegen unternommen:

  • Weltweit werden von den Regierungen drastische Maßnahmen ergriffen, um die Pandemie einzudämmen. (Grenzschließungen, Ausgangssperren, Shut-Down des öffentlichen Lebens)
  • Mit Milliarden-Paketen wird nun versucht die anstehende Weltwirtschaftskrise abzumildern.
  • Die Deutschen Regierung greift massiv in das öffentliche Leben ein und fährt dieses Stufenweise herunter.
    • Stufe 1 – Schließung von Schulen, Kinderbetreuungsstätten und Bildungseinrichtungen
    • Stufe 2 – Schließung von öffentlichen Orten wie Museen, Bibliotheken oder Schwimmbäder
    • Stufe 3 – Absage von Großveranstaltungen und Versammlungsverbote
    • Stufe 4 – Schließung des Einzelhandels mit Ausnahmen für die Versorgungsunternehmen (das Handwerk und besonders das Friseurhandwerk ist hier ausdrücklich auch ausgenommen worden)

Was uns nun erwartet:

  • „Deutschland wird nach der Corona-Krise nicht mehr so sein wie wir es kennen.“ (O-Ton Bundespräsident Steinmeier)
  • „Nach der Corona-Krise werden wir alle etwas ärmer sein.“ (Finanzanalysten)
  • Wir werden voraussichtlich noch weitere Einschränkungen und Auflagen erleben. (Veranstaltungsverbote, Ausgangssperre, Betriebsschließungen)
  • Wir stehen vor einer Weltwirtschaftskrise wie wir sie so noch nicht erlebt haben.
  • Die finanziellen Schäden und dessen Nachwirkungen für jeden einzelnen sind noch gar nicht absehbar.
  • Viele Unternehmen werden um ihre Existenz kämpfen müssen. Dies wird voraussichtlich auch weitreichende Veränderungen auf den Beschäftigungsmarkt nach sich ziehen.
  • Die Krise ist auch mit einer 2-wöchigen Schließung aller Betriebe oder einer Ausgangssperre nicht gebannt.
  • Voraussichtliche werden wir noch viele Wochen die deutlichen Einschnitte in beruflichen und privaten Bereichen zu spüren bekommen. Der Blick über die Grenzen zeigt, dass Ausgangssperren und die komplette Schließung von Unternehmen kein Tabuthema mehr sind.
  • Die meisten von uns werden in naher Zukunft bewusst oder unbewusst eine Infektion mit dem Coronavirus durchlaufen.

Was wir nicht zu erwarten haben:

  • Wir werden nichts geschenkt bekommen!!!
  • Ob freiwillige oder verordnete Schließung der Friseursalons – Weder Staat noch Regierung werden für unseren Verdienstausfall oder anstehenden Zahlungsaufwand aufkommen.
  • Auch finanzielle Hilfen werden uns wohl kaum erlassen werden und sind voraussichtlich am Ende mit zusätzlichen Kosten verbunden.
  • Selbst bei bestehenden Versicherungen sind bei den meisten Policen die Erstattungen im Pandemiefall ausgeschlossen.

Schließung oder Nicht-Schließung der Friseursalons – eine Frage die grundsätzlich auch mit folgender Frage einhergehen soll: Was zwingt uns schneller oder heftiger in die Knie? Die Gefahr durch eine kaum zu verhindernde Virusinfektion oder eine voraussichtlich langfristige Schießung unserer Betriebe.

Solange die Regierung die nächste Stufe der Einschränkungen oder Schließungen weiterer Betriebe noch nicht ausgesprochen hat, liegt die unternehmerische Entscheidung in der Verantwortung eines jeden Betriebsinhabers.

Was tun? Freiwillige Schließungen mit der Gefahr, dass anschießend doch noch eine langfristige verordnete Schließung kommt? Oder arbeiten bis zum Schluss, und somit die Gefahr einer Ansteckung in Kauf nehmen, um den Arbeitsplatz der Mitarbeiter und die Liquidität des Unternehmens so lange wie möglich zu sichern? Eine Entscheidung die Ihnen keiner abnehmen kann. Erst recht nicht der Verband. Nachdem das Friseurhandwerk in seiner Struktur sehr pluralistisch aufgestellt ist und wir uns in einer für uns neuartigen Ausnamesituation und Krisensituation befinden, kann es hier auch kaum befriedigende Ratschläge und Lösungsvorschläge geben. Eine Empfehlung des Verbandes die Friseursalons sofort zu schließen hindert viele, sich auf diese Krisensituation ausreichend vorzubereiten. So steht es noch jedem frei sich selbst zu entscheiden.

Was wir nun tun müssen:

  • Bereiten Sie sich und Ihre Mitarbeiter auf eine eventuell mehrwöchige Schließung vor.
  • Bereiten Sie sich auch auf eine mehrwöchige Quarantäne im Krankheitsfall oder eine mögliche mehrwöchige Ausgangssperre vor.
  • Stellen Sie die private und betriebliche Liquidität sicher.
  • Entwickeln Sie einen betrieblichen Notfallplan für die Zeit nach der ersten Corona-Welle. Für den Herbst wird vermehrt auf eine weiter Corona-Welle hingewiesen.
  • Halten Sie sich an die empfohlenen Hygienemaßnahmen – zum persönlichen Schutz und zum Schutz ihrer Mitmenschen und Mitarbeiter.
  • Verfolgen Sie aufmerksam die sich zum Teil tägliche verändernden Maßnahmen und rechtlichen Auflagen.
  • Achten Sie auf FAKE-NEWS und Falschmeldungen in den sozialen Medien
  • ZUSAMMENHALTEN

Welche Hilfe oder Maßnahmen sind möglich:

               Achtung: Prüfen Sie grundsätzlich die rechtlichen Voraussetzungen

  • Planung von Betriebsurlaub
  • Stundung von Steuerzahlungen beantragen (Verzinsung beachten)
  • Stundung von Zahlungen und Aufwendungen beantragen
  • Soforthilfeprogramme beantragen (Voraussetzungen prüfen)
  • Bürgschaftshilfen beantragen (Voraussetzungen prüfen)
  • Kurzarbeitergeld beantragen (Voraussetzungen prüfen)
  • Entschädigungsanspruch bei verordneter Quarantäne auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes prüfen
  • Zeitnah Maßnahmen mit der Hausbank klären
  • Personalbedarfsplanung neu überdenken

Was muss zukünftig geschehen:

  • Wir müssen verstärkt zusammenhalten. Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Auszubildende – wir sitzen alle in einem Boot. Wir werden alle die Auswirkungen zu spüren bekommen. Wir müssen gemeinsam einen Weg aus der Krise finden.
  • Es wird ein Leben nach der Corona-Krise geben – auch wenn es einige Zeit dauern wird, bis ein Normalzustand wiederhergestellt wird.
  • Wir müssen gemeinsam unsere Forderungen an die Politik stellen, um die anstehenden wirtschaftlichen Schäden abzufedern.
    • Reduzierung der Mehrwertsteuer für das Friseurhandwerk
    • Steuererleichterungen und Steuersenkungen schneller umsetzen
    • Fördermaßnahmen für Ausbildungsbetriebe bereitstellen
    • Ausnahmeregelungen bei Mindestausbildungsvergütung schaffen
    • Anstiegsdynamik bei den gesetzlichen Mindestlöhnen/vergütungen neu überdenken

Auch wenn die meisten den Virus gesundheitlich gut überstehen werden, wird diese Krise ein Stresstest für die gesamte Gesellschaft und vor allem aber für die Wirtschaft. Jetzt sind alle Anstrengungen notwendig, um gemeinsam positiv in die Zukunft zu blicken und Lösungswege aus der Notstandssituation zu finden

Halten wir Zusammen – Gemeinsam sind wir stark.

Mit kollegialen Grüßen

Christian Kaiser
Obermeister der Innung München für Friseure und Kosmetiker